LOLITA (Erste Fassung) Regie und Idee Llaima Suwani Inhaltsangaben Llaima Suwani und Eyerí Cruz Drehbuch Eyerí Cruz Innen Betriebshalle einer Näherei – Vormittags Eine mit industriellen Nähmaschinen vollgestellte grosse Halle, wo viele uniformierte Näherinnen nähend arbeiten. Wir sehen wie sie sorgfältig an der Konfektion einiger Kleider arbeiten. Eine der FRAUEN ist SCHWANGER, sie schwitzt sehr. Neben ihr befindet sich LOLITA (22), die ihr freundlich ein Taschentuch anbietet. Im Hintergrund kann man einen Fernseher sehen, auf dem Werbung für das Konfektionsunternehmen läuft. Innen Betriebsbüro der Näherei - Nachmittags Lolita, mit der gleichen Uniform gekleidet wie die anderen Näherinnen, steht vor einem Schreibtisch, an dem die Geschäftsführerin, eine sehr grosse Frau, sitzt. Auf dem Schild auf Schreibtisch steht: Geschäftsführung. LOLITA Meiner Meinung nach sollte Cleotilde nicht so viel arbeiten. GESCHAFTSFUHRERIN Das geht dich nichts an. LOLITA Sie ist im achten Monat. GESCHAFTSFUHRERIN Sie braucht das Geld. LOLITA Ja, aber sie könnten ihr bezahlten Urlaub geben. Verärgert steht die Geschäftsführerin auf. Aussen Vor dem Gebäude des Konfektionsunternehmens – Vormittags Von Lolita geführt streiken alle Näherinnen. Auf ihren Plakaten steht: „MUTTERSCHAFTSURLAUB“, „ARBEITSRECHTE“, „KRANKENVERSICHERUNG“ und ähnliches. Überschwänglich rufen sie ihren Parolen. Durch die Glasfenster ist die leere Betriebshalle des Konfektionsunternehmens zu sehen. Innenaufnahme Betriebshalle des Konfektionsunternehmens – Vormittags Die Näherinnen, die mit Sorgfalt an der Konfektion der Kleider arbeiten, werden eine nach der anderen gezeigt. Ihre Gesichter und ihre Haltung zeigen Resignation und Traurigkeit. Manche tragen Spuren von der Gewalt, die an ihnen ausgeübt würde. Die schwangere Frau, die viel schwitzt, schaut sich den leeren Platz neben ihr, wo Lolita früher gearbeitet hatte und sich nicht mehr befindet, an. Im Hintergrund ist der ausgeschaltete Fernseher zu sehen. Schwarz. Innenaufnahme Ein unendlich weisser Raum – Nachts In einem ganz weissen Raum schaut Lolitas Gesicht gen Boden, sie reflektiert. Lolita ist in Unterwäsche und bewegt sich expressiv. OFF DON PEDRO Dreiundzwanzigster September Neunzehnhundertdreiundfünfzig. Liebe Lolita. Wir befinden uns am letzten Scheideweg. Entweder die Yankees oder die Puertoricaner. (...) OFF LOLITA Zweiter Januar Neunzehnhundertvierundfünfzig. Meister, Albizu. Ich bin unserer Sache ganz verpflichtet. (...) OFF DON PEDRO (…) Es ist Zeit zu Handeln. (…) OFF LOLITA (…) Unser Volk muss aus diesem Strom der Täuschung erwachen. OFF DON PEDRO (…) Wir können es nicht zulassen, dass diese Armee, die das Volk anlügt, seine anmutige Wahrheit raubt, dass sie das, was uns im Wesen bereits gehört zerstören... OFF LOLITA (…) Liebste. Ein GERAUSCH UNTERBRICHT Lolita, die darauf reagiert und auf die Seite schaut. Wir erkennen, dass der weisse Raum ein Fenster hat, hinter dem das Gesicht eines MANNES erscheint. Durch das Fenster erkennen wir, dass es nachts ist. Lolita, noch in Unterwäsche, zieht sich ihr abgetragenes Kleid an, sie nähert sich dem Fester und wir erkennen, dass sich im Raum ebenfalls eine grosse Nähmaschine, so wie auch Stoffe, Schere, Bleistifte und auf Papier gezeichnete Pläne befinden. Der Mann, der draussen am Fenster steht und herein schaut, versteckt sich hinter seinem Hut. Er ist nervös und hört nicht auf sich zu bewegen, als ob er irgendeiner Gefahr entkommen müsste. Mann Lolita, Schwester. Lolita bleibt still. Mann Tu es nicht. Pause. Der Mann reagiert erschrocken wegen etwas, was draussen passiert. Mann Ich bin dein älterer Bruder, verdammt! Lolita bleibt still. Männer Was werden sie uns geben ausser Blut, Angst und Einsamkeit. Du hast schon gesehen wie sie Albizu verhafteten. LOLITA Es sind höhere Kräfte, die mich bewegen und sie sollten uns beide bewegen... Männer Was für höhere Kräfte, spinnst du...?! Ich will dich nicht verlieren!! Lolita zweifelt daran was sie sagen soll. Der Mann schaut sie mit traurigem Blick an und sie bleibt mit ihrem strengen Blick auf das Innere des Raumes gerichtet. Dunkle Beine erscheinen im weissem Raum, um wieder zu verschwinden. Der Mann, resigniert und zitterig geht. Lolita bleibt reflektierend am Fenster stehend. Die dunkle Beine tauchen wieder auf, als ob irgendein Mann, von dem nur dessen Beine zu sehen sind, irgendwo sitzen würde. Lolita dreht sich entschlossen in Richtung der Beine um, diese verschwinden. Schnell geht sie zur Nähmaschine und näht weiter an etwas, das ein Kleid wird. Die Papiere neben der Nähmaschine sind zum einen Kleiderschnitte und zum anderen sieht man Pläne, die wie Diagramme von militärischen Strategien aussehen. Lolita näht. Sie ist entschlossen. Als sie fertig wird, nimmt sie das Kleid aus der Nähmaschine und trägt es in einen Raum, in dem nur sie und das Kleid zu sehen sind. Sie schaut in die Kamera als ob diese ein Spiegel wäre. Sie zieht sich aus und bleibt nackt. Sie betrachtet ihren nackten Körper (in dem sie in die Kamera/ Spiegel schaut). Sie bewegt sich wie ein Hampelmann. Sie spannt und entspannt ihre Muskeln, wie jemand der die Bewegung entdeckt. Sie tanzt mit ihrem Körper, mit dem Kleid was sie gerade genäht hatte und in diesem entdeckt sie eine riesige goldene Nadel und eine goldene Garnrolle. Sie lässt das Kleid fallen und bleibt mit der Nadel und der Garnrolle stehen. Sie betrachtet sie. Sie probiert das Kleid an. Sie schneidet von der Garnrolle ein Stück Garn ab und fädelt es in die Nadel ein, dann steckt sie beides in das Kleid. Lolita verlässt den Raum. Als ihr die Kamera folgt, bemerken wir unsere Filmcrew: Lichttechniker, Tontechniker, die Bühne. Aussenaufnahme Strasse – Grosse imperialistische Gebäude – Vormittags Auf einer grossen leeren Strasse, steht Lolita in ihrem neuen Kleid. Entschlossen bewegt sie sich in Richtung einer Ecke vor einem imposanten Riesengebäude. Lolita nimmt entschlossen eine Handtasche. Ihr Gesichtsausdruck zeigt ihren Zorn, ihre Hoffnung, aber für einen kurzen Moment auch Zweifel, was schnell durch ihre Entschlossenheit überdeckt wird. Als sie die Ecke erreicht, beobachtet sie das Gebäude, welches wie ein Monstrum erscheint. Lolita ähnelt einem David vorm Goliath. Das grosse Gebäude entpuppt sich als Bühne. Drei Männer nähern sich Lolita. Da sie KAMERADEN sind, grüssen sie sich mit Gesten. Sie besprechen etwas mit Lolita, etwas was wir nicht hören können. Man sieht, dass sie nicht einer Meinung sind. Mit expressiven Bewegungen, die einem Tanz ähneln, entfernt sich einer der Kameraden und folgt schnell den anderen. Lolita beobachtet, wie sie gehen und wendet sich an den dagebliebenen Kamerad. Er ist RAFAEL. RAFAEL Die Entscheidung kommt von Oben. Heute ist nicht der Tag. Lolita dreht sich mit Wut. Sie versucht mit ihrem Körper zu reden, weil sie Lust hat etwas Abstrakt zu reden, aber am Ende entfalten sich Wörter. (werden Wörter ausgesprochen.) LOLITA Ich mache es dann alleine. Die zwei Kameraden, die sich entfernt haben, halten an, als sie dies hören. Lolita fängt an, sich impulsiv zu bewegen. Sie nähert sich dem Gebäude und greift eine Leiter daraus. Die Kameraden zögern. Eine Art Choreographie wird aufgeführt. Die Figuren bewegen sich wie in einem Schachspiel. Manchmal entfernen sich die Kameraden, andere Male schauen sie sich gegenseitig an. Einer von ihnen geht letztendlich. Lolita geht eine Stufe der Leiter hoch. Die beiden Verbliebenen zögern. Der nächste Kamerad verlässt sie. Lolita geht noch eine Stufe der Leiter hoch. Rafael richtet seinen Blick auf Lolita, macht eine verabschiedende Geste und als Lolita die dritte Stufe hoch geht, rennt er zu Lolita und versucht sie zu schützen. Die zwei Kameraden die weggegangen waren kommen zurück. Sie beobachten die auf der dritten und letzten Leiterstufe stehende Lolita und lächeln. Innenaufnahme Betriebshalle des Konfektionsunternehmen - Vormittags Die Näherinnen nähen. Die Frau, die schwanger war, hatte entbunden und arbeitet weiter. Neben ihr, der Platz wo Lolita gearbeitet hatte bleibt Leer. Im Hintergrund sieht man den Fernseher. Im Fernsehen tritt Lolita, mit dem selbstgenähten Kleid, auf. Sie wird interviewt. OFF TV REPORTER Eine Gruppe puertoricanischer BefreiungskämperIhnen hat gegen auf den US-Kongress geschossen, eine Aktion, die vermutlich von Don Pedro Albizu Campos, der im Hochsicherheitsgefängnis im Haft sitzt, geleitet wurde. Innenaufnahme Presseraum – Nachmittags Lolita steht neben Rafael Cancel Miranda. Vor ihnen viele Reporter. Ihre Kameras aller Formate zeigen in die Richtung von Lolita. FBI Polizisten eskortieren sie. REPORTER 1 (In English) Habt ihr geschossen, um zu töten oder um zu verletzen? LOLITA (In English) Nicht um zu töten. REPORTER 2 (In English) Was war das Ziel von diesem Angriff? LOLITA (In English) Das Ziel war für die Freiheit meines Landes. REPORTER 3 (In English) Wessen Idee war es denn? LOLITA (Im English) Es ist meine Idee... die von uns vier. REPORTER 4 (In Englisch) Wie lange habt ihr dies geplant? RAFAEL CANCEL MIRANDA (In English) Ich muss nicht für mein Land antworten. Um etwas für mein Land zu gewinnen muss ich auf eure Fragen nicht antworten. REPORTER 2 (In English) Haben sie Reue für das was sie getan haben? Lolita richtet ihren Ohrring zurecht. RAFAEL CANCEL MIRANDA (In English) Ich bereue das was ich getan habe nicht, ich habe keine Reue. Reporter 4 (In English) Und sie Frau Lebron? LOLITA (In English) Ich bereue es nicht, für mein Land Freiheit, egal wo, zu fordern. Innenaufnahme Betriebshalle des Konfektionsunternehmen - Vormittags Die Näherinnen arbeiten, nähen, ohne zu merken, was auf dem Fernsehbildschirm passiert, durch den wir noch Lolita bei der Pressekonferenz nach ihrer Verhaftung sehen können. Das Bild gibt den Eindruck, dass Lolita auf dem leeren Platz neben der Frau, die schwanger war, steht, weil der Fernseher Bilder von genau diesem Platz zeigt. Keine Näherin zeigt Interesse an der Nachricht und der Fernseher geht aus. Und in diesem Moment, hört man das Geräusch eine Babys. Die Frau, die entbunden hatte, reagiert auf das Geräusch und als sie dorthin schaut, woher sie denkt das das Geräusch kommt, entdeckt sie eine goldene Nadel mit dem goldenen Garn. Sie steht auf, nähert sich der Nadel und nimmt sie. Sie bleibt nachdenklich. Schwarz.
LOLITA (Erste Fassung) Regie und Idee Llaima Suwani Inhaltsangaben Llaima Suwani und Eyerí Cruz Drehbuch Eyerí Cruz Innen Betriebshalle einer Näherei – Vormittags Eine mit industriellen Nähmaschinen vollgestellte grosse Halle, wo viele uniformierte Näherinnen nähend arbeiten. Wir sehen wie sie sorgfältig an der Konfektion einiger Kleider arbeiten. Eine der FRAUEN ist SCHWANGER, sie schwitzt sehr. Neben ihr befindet sich LOLITA (22), die ihr freundlich ein Taschentuch anbietet. Im Hintergrund kann man einen Fernseher sehen, auf dem Werbung für das Konfektionsunternehmen läuft. Innen Betriebsbüro der Näherei - Nachmittags Lolita, mit der gleichen Uniform gekleidet wie die anderen Näherinnen, steht vor einem Schreibtisch, an dem die Geschäftsführerin, eine sehr grosse Frau, sitzt. Auf dem Schild auf Schreibtisch steht: Geschäftsführung. LOLITA Meiner Meinung nach sollte Cleotilde nicht so viel arbeiten. GESCHAFTSFUHRERIN Das geht dich nichts an. LOLITA Sie ist im achten Monat. GESCHAFTSFUHRERIN Sie braucht das Geld. LOLITA Ja, aber sie könnten ihr bezahlten Urlaub geben. Verärgert steht die Geschäftsführerin auf. Aussen Vor dem Gebäude des Konfektionsunternehmens – Vormittags Von Lolita geführt streiken alle Näherinnen. Auf ihren Plakaten steht: „MUTTERSCHAFTSURLAUB“, „ARBEITSRECHTE“, „KRANKENVERSICHERUNG“ und ähnliches. Überschwänglich rufen sie ihren Parolen. Durch die Glasfenster ist die leere Betriebshalle des Konfektionsunternehmens zu sehen. Innenaufnahme Betriebshalle des Konfektionsunternehmens – Vormittags Die Näherinnen, die mit Sorgfalt an der Konfektion der Kleider arbeiten, werden eine nach der anderen gezeigt. Ihre Gesichter und ihre Haltung zeigen Resignation und Traurigkeit. Manche tragen Spuren von der Gewalt, die an ihnen ausgeübt würde. Die schwangere Frau, die viel schwitzt, schaut sich den leeren Platz neben ihr, wo Lolita früher gearbeitet hatte und sich nicht mehr befindet, an. Im Hintergrund ist der ausgeschaltete Fernseher zu sehen. Schwarz. Innenaufnahme Ein unendlich weisser Raum – Nachts In einem ganz weissen Raum schaut Lolitas Gesicht gen Boden, sie reflektiert. Lolita ist in Unterwäsche und bewegt sich expressiv. OFF DON PEDRO Dreiundzwanzigster September Neunzehnhundertdreiundfünfzig. Liebe Lolita. Wir befinden uns am letzten Scheideweg. Entweder die Yankees oder die Puertoricaner. (...) OFF LOLITA Zweiter Januar Neunzehnhundertvierundfünfzig. Meister, Albizu. Ich bin unserer Sache ganz verpflichtet. (...) OFF DON PEDRO (…) Es ist Zeit zu Handeln. (…) OFF LOLITA (…) Unser Volk muss aus diesem Strom der Täuschung erwachen. OFF DON PEDRO (…) Wir können es nicht zulassen, dass diese Armee, die das Volk anlügt, seine anmutige Wahrheit raubt, dass sie das, was uns im Wesen bereits gehört zerstören... OFF LOLITA (…) Liebste. Ein GERAUSCH UNTERBRICHT Lolita, die darauf reagiert und auf die Seite schaut. Wir erkennen, dass der weisse Raum ein Fenster hat, hinter dem das Gesicht eines MANNES erscheint. Durch das Fenster erkennen wir, dass es nachts ist. Lolita, noch in Unterwäsche, zieht sich ihr abgetragenes Kleid an, sie nähert sich dem Fester und wir erkennen, dass sich im Raum ebenfalls eine grosse Nähmaschine, so wie auch Stoffe, Schere, Bleistifte und auf Papier gezeichnete Pläne befinden. Der Mann, der draussen am Fenster steht und herein schaut, versteckt sich hinter seinem Hut. Er ist nervös und hört nicht auf sich zu bewegen, als ob er irgendeiner Gefahr entkommen müsste. Mann Lolita, Schwester. Lolita bleibt still. Mann Tu es nicht. Pause. Der Mann reagiert erschrocken wegen etwas, was draussen passiert. Mann Ich bin dein älterer Bruder, verdammt! Lolita bleibt still. Männer Was werden sie uns geben ausser Blut, Angst und Einsamkeit. Du hast schon gesehen wie sie Albizu verhafteten. LOLITA Es sind höhere Kräfte, die mich bewegen und sie sollten uns beide bewegen... Männer Was für höhere Kräfte, spinnst du...?! Ich will dich nicht verlieren!! Lolita zweifelt daran was sie sagen soll. Der Mann schaut sie mit traurigem Blick an und sie bleibt mit ihrem strengen Blick auf das Innere des Raumes gerichtet. Dunkle Beine erscheinen im weissem Raum, um wieder zu verschwinden. Der Mann, resigniert und zitterig geht. Lolita bleibt reflektierend am Fenster stehend. Die dunkle Beine tauchen wieder auf, als ob irgendein Mann, von dem nur dessen Beine zu sehen sind, irgendwo sitzen würde. Lolita dreht sich entschlossen in Richtung der Beine um, diese verschwinden. Schnell geht sie zur Nähmaschine und näht weiter an etwas, das ein Kleid wird. Die Papiere neben der Nähmaschine sind zum einen Kleiderschnitte und zum anderen sieht man Pläne, die wie Diagramme von militärischen Strategien aussehen. Lolita näht. Sie ist entschlossen. Als sie fertig wird, nimmt sie das Kleid aus der Nähmaschine und trägt es in einen Raum, in dem nur sie und das Kleid zu sehen sind. Sie schaut in die Kamera als ob diese ein Spiegel wäre. Sie zieht sich aus und bleibt nackt. Sie betrachtet ihren nackten Körper (in dem sie in die Kamera/ Spiegel schaut). Sie bewegt sich wie ein Hampelmann. Sie spannt und entspannt ihre Muskeln, wie jemand der die Bewegung entdeckt. Sie tanzt mit ihrem Körper, mit dem Kleid was sie gerade genäht hatte und in diesem entdeckt sie eine riesige goldene Nadel und eine goldene Garnrolle. Sie lässt das Kleid fallen und bleibt mit der Nadel und der Garnrolle stehen. Sie betrachtet sie. Sie probiert das Kleid an. Sie schneidet von der Garnrolle ein Stück Garn ab und fädelt es in die Nadel ein, dann steckt sie beides in das Kleid. Lolita verlässt den Raum. Als ihr die Kamera folgt, bemerken wir unsere Filmcrew: Lichttechniker, Tontechniker, die Bühne. Aussenaufnahme Strasse – Grosse imperialistische Gebäude – Vormittags Auf einer grossen leeren Strasse, steht Lolita in ihrem neuen Kleid. Entschlossen bewegt sie sich in Richtung einer Ecke vor einem imposanten Riesengebäude. Lolita nimmt entschlossen eine Handtasche. Ihr Gesichtsausdruck zeigt ihren Zorn, ihre Hoffnung, aber für einen kurzen Moment auch Zweifel, was schnell durch ihre Entschlossenheit überdeckt wird. Als sie die Ecke erreicht, beobachtet sie das Gebäude, welches wie ein Monstrum erscheint. Lolita ähnelt einem David vorm Goliath. Das grosse Gebäude entpuppt sich als Bühne. Drei Männer nähern sich Lolita. Da sie KAMERADEN sind, grüssen sie sich mit Gesten. Sie besprechen etwas mit Lolita, etwas was wir nicht hören können. Man sieht, dass sie nicht einer Meinung sind. Mit expressiven Bewegungen, die einem Tanz ähneln, entfernt sich einer der Kameraden und folgt schnell den anderen. Lolita beobachtet, wie sie gehen und wendet sich an den dagebliebenen Kamerad. Er ist RAFAEL. RAFAEL Die Entscheidung kommt von Oben. Heute ist nicht der Tag. Lolita dreht sich mit Wut. Sie versucht mit ihrem Körper zu reden, weil sie Lust hat etwas Abstrakt zu reden, aber am Ende entfalten sich Wörter. (werden Wörter ausgesprochen.) LOLITA Ich mache es dann alleine. Die zwei Kameraden, die sich entfernt haben, halten an, als sie dies hören. Lolita fängt an, sich impulsiv zu bewegen. Sie nähert sich dem Gebäude und greift eine Leiter daraus. Die Kameraden zögern. Eine Art Choreographie wird aufgeführt. Die Figuren bewegen sich wie in einem Schachspiel. Manchmal entfernen sich die Kameraden, andere Male schauen sie sich gegenseitig an. Einer von ihnen geht letztendlich. Lolita geht eine Stufe der Leiter hoch. Die beiden Verbliebenen zögern. Der nächste Kamerad verlässt sie. Lolita geht noch eine Stufe der Leiter hoch. Rafael richtet seinen Blick auf Lolita, macht eine verabschiedende Geste und als Lolita die dritte Stufe hoch geht, rennt er zu Lolita und versucht sie zu schützen. Die zwei Kameraden die weggegangen waren kommen zurück. Sie beobachten die auf der dritten und letzten Leiterstufe stehende Lolita und lächeln. Innenaufnahme Betriebshalle des Konfektionsunternehmen - Vormittags Die Näherinnen nähen. Die Frau, die schwanger war, hatte entbunden und arbeitet weiter. Neben ihr, der Platz wo Lolita gearbeitet hatte bleibt Leer. Im Hintergrund sieht man den Fernseher. Im Fernsehen tritt Lolita, mit dem selbstgenähten Kleid, auf. Sie wird interviewt. OFF TV REPORTER Eine Gruppe puertoricanischer BefreiungskämperIhnen hat gegen auf den US-Kongress geschossen, eine Aktion, die vermutlich von Don Pedro Albizu Campos, der im Hochsicherheitsgefängnis im Haft sitzt, geleitet wurde. Innenaufnahme Presseraum – Nachmittags Lolita steht neben Rafael Cancel Miranda. Vor ihnen viele Reporter. Ihre Kameras aller Formate zeigen in die Richtung von Lolita. FBI Polizisten eskortieren sie. REPORTER 1 (In English) Habt ihr geschossen, um zu töten oder um zu verletzen? LOLITA (In English) Nicht um zu töten. REPORTER 2 (In English) Was war das Ziel von diesem Angriff? LOLITA (In English) Das Ziel war für die Freiheit meines Landes. REPORTER 3 (In English) Wessen Idee war es denn? LOLITA (Im English) Es ist meine Idee... die von uns vier. REPORTER 4 (In Englisch) Wie lange habt ihr dies geplant? RAFAEL CANCEL MIRANDA (In English) Ich muss nicht für mein Land antworten. Um etwas für mein Land zu gewinnen muss ich auf eure Fragen nicht antworten. REPORTER 2 (In English) Haben sie Reue für das was sie getan haben? Lolita richtet ihren Ohrring zurecht. RAFAEL CANCEL MIRANDA (In English) Ich bereue das was ich getan habe nicht, ich habe keine Reue. Reporter 4 (In English) Und sie Frau Lebron? LOLITA (In English) Ich bereue es nicht, für mein Land Freiheit, egal wo, zu fordern. Innenaufnahme Betriebshalle des Konfektionsunternehmen - Vormittags Die Näherinnen arbeiten, nähen, ohne zu merken, was auf dem Fernsehbildschirm passiert, durch den wir noch Lolita bei der Pressekonferenz nach ihrer Verhaftung sehen können. Das Bild gibt den Eindruck, dass Lolita auf dem leeren Platz neben der Frau, die schwanger war, steht, weil der Fernseher Bilder von genau diesem Platz zeigt. Keine Näherin zeigt Interesse an der Nachricht und der Fernseher geht aus. Und in diesem Moment, hört man das Geräusch eine Babys. Die Frau, die entbunden hatte, reagiert auf das Geräusch und als sie dorthin schaut, woher sie denkt das das Geräusch kommt, entdeckt sie eine goldene Nadel mit dem goldenen Garn. Sie steht auf, nähert sich der Nadel und nimmt sie. Sie bleibt nachdenklich. Schwarz.